Wilma Lipp

1925 - 2019

Wilma Lipp war eine der Stützen des Wiener Opernensembles in dessen Glanzzeit.
Anders als viele ihrer Kollegen, deren Namen man mit der Stadt und ihrer musikalischen Tradition verbindet, stammte Wilma Lipp tatsächlich aus Wien. Schon mit 17 - noch mitten im Zweiten Weltkrieg - stand sie als Konstanze in Mozarts Entführung aus dem Serail im Rahmen einer Freiluftaufführung auf dem Wiener Heldenplatz erstmals öffentlich auf der Bühne.
Erst die letzte Phase ihres Gesangsstudiums führte die blutjunge Künstlerin mit den bombensicheren Koloraturen nach Mailand: Bei Toti Dalmonte holte sie sich den letzten Schliff.
Mit zwanzig kehrte sie zurück und wurde sofort ins Ensemble der Staatsoper aufgenommen, die gerade ihr Ausgedinge im Theater an der Wien bezogen hatte.
Dort war Wilma Lipp dabei, als man daran ging, der Welt zu beweisen, wie wenig sich der Mensch hierzulande auch von den ärgsten Unbilden davon abbringen läßt, aufs herrlichste Musik zu machen.
Ihre Koloraturen überstrahlten Aufführungen der "Zauberflöte" und der "Ariadne". Die Lipp war nach der Königin der Nacht, die sie über 130 Mal gesungen hat, auch die Pamina und dokumentierte so ihre lyrischen Qualitäten.
Dramatische Krallen wetzte sie, bleiben wir bei Mozart, im "Don Giovanni" an der Donna Elvira.
Im Konzert der Tondokumente, die von der "großen Zeit" der Wiener Oper überliefert sind, nimmt die Stimme Wilma Lipps ganz selbstverständlich einen Spitzenrang ein; und lebt so über die Erinnerung der Musikfreunde, die sie in natura hören durften, hinaus.

In Herbert von Karajans
Zauberflöte (Warner)
diktiert Lipp Tempo und Rhythmen


Gewiß waren nicht Präzision und Sauberkeit, Wilma Lipps Stärken. Aber die Schönheit der Stimme, die auch in den Koloraturen immer noch ihren satten Körper behielt, und ihr Charme und ihre Bereitschaft, gern auch in Operetten-Aufführungen mitzuwirken, machten sie zum Publikumsliebling.


↑DA CAPO